Mein Auslandspraktikum im Kindergarten in Wien

Grüß Gott, mein Name ist Katharina Brand und ich bin 17 Jahre alt. Im Moment besuche ich die 12. Klasse der gymnasialen Oberstufe "Gesundheit und Soziales" mit dem Schwerpunkt Pädagogik am Paul-Spiegel-Berufskolleg in Warendorf. Als ich von der Möglichkeit des Auslandspraktikums gehört habe, war ich sofort begeistert und habe mich sehr gefreut, dass mein Erstwunsch in Erfüllung gegangen ist und ich nach Wien fahren durfte.

Wir sind alle zusammen am Samstag morgen vom Flughafen in Düsseldorf los geflogen und haben den Sonnenaufgang über den Wolken miterlebt. In Wien angekommen wurden wir 12 Schüler abgeholt und zu unseren Appartments gebracht. Dort haben wir unsere jeweilige Wohnung bezogen und gemeinsam den Tag in kleinen Gruppen ausklingen lassen. Am nächsten Morgen haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Stadt schon mal etwas besser kennenzulernen und haben bei sehr gutem Wetter die Wiener Innenstadt besichtigt.

Am Montag morgen wurden wir in Kleingruppen von unseren Betreuern der Amadeus-Organisation abgeholt und zu den Betrieben gebracht. Ich bin also um 9 Uhr gespannt zu meiner Arbeitsstelle im Caritas-Wohnheim für schwer intellektuell und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche aufgebrochen. Dort habe ich schnell festgestellt, dass die Aufgaben hauptsächlich im Bereich der Pflege der Jugendlichen liegen, ich aber in dem Bereich der Förderung und Betreuung arbeiten wollte. Die dort anfallenden Aufgaben bei der Pflege haben mich emotional überfordert und ich musste feststellen, dass mir das Praktikum so nicht für die Zukunft weiterhelfen würde. Die Amadeus-Organisation hier vor Ort hat auf Nachfrage dankenswerter Weise sehr schnell eine neue Stelle für mich gefunden, die viel mehr meiner Bewerbung entsprach. Abschließend zu meiner Arbeit in dem Wohnheim kann ich nur sagen, dass ich größten Respekt vor den Menschen habe die jeden Tag so toll in diesem Bereich arbeiten.

Am Freitag der ersten Woche konnte ich dann meine neue Arbeitsstelle antreten und war sehr gespannt, was mich nun dort erwarten würde. Dieser Praktikumsplatz war nun ein Sportkindergarten mit dem Namen "Monpti". Diesen Kindergarten gibt es in Wien insgesamt fünf Mal und meine Station heißt "Gipfelstürmer". Bei uns gibt es insgesamt sechs Gruppen und über 100 Kinder. Diese sind aufgeteilt auf zwei Krippen, in denen Kinder zwischen 12 Monaten und drei Jahren untergebracht sind, drei Regelgruppen mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren und einer Familiengruppe in der Kinder zwischen zwei und sechs Jahren sind. Ich selber werde die Zeit hier in der Familiengruppe mit dem Namen "Schäfchen" verbringen. In dieser Gruppe sind momentan 20 Kinder, das jüngste Kind ist zwei und das älteste Kind ist fünf Jahre alt. Der Kindergarten arbeitet mit einem offenen System, das heißt die Kinder können zwischen 7:30 Uhr und 9:00 Uhr gebracht werden. Mein Arbeitstag beginnt um 8:00 Uhr.
In der ersten Stunde werden viele Kinder gebracht und die anderen machen bis zum Frühstück leise Tischspiele. Um 9:00 Uhr gibt es dann Jause, wie man hier sagt. Diese besteht immer aus Obst und je nach Wochentag aus Brot oder Semmeln. Danach werden die Kinder auf unterschiedliche Projekte aufgeteilt, die sie bis zum Mittagessen besuchen. Es gibt neben Musik und Malen noch Sport, Kochen, Forschen, Gartenarbeit und die bunte Villa. Bisher habe ich einen Einblick in die Themen Forschen, Sport und die bunte Villa bekommen. Alle Themen sind sehr unterschiedlich und jedes für sich sehr spannend. Mir hat sowohl das Forschen als auch Sport sehr gut gefallen. In allen Projekten sollen die Kinder etwas über sich und die Umwelt erfahren und auch selber kreativ werden. Diese Projektgruppen werden jeden Tag gewechselt, so dass jedes Kind mal in jedem Projekt lernt. Um kurz nach elf wird dann aufgeräumt, damit die Kinder zu Mittag essen können, da die jüngeren Kinder von 12-14 Uhr schlafen. Auch aus der Schäfchengruppe gehen sechs Kinder über Mittag schlafen, so dass die Gruppe nach dem Mittagessen sehr klein ist. In der Zeit wird dann wieder gespielt. Ich beschäftige mich in der Zeit intensiv mit den Kindern, spiele mit ihnen Spiele oder bastel passend zur Jahreszeit zum Beispiel Kürbisse oder Fahnen für den Nationalfeiertag. Wenn die Jüngeren dann vom Schlafen wieder da sind gibt es die letzte Jause, auch bestehend aus Obst, was wichtig ist für den Sportkindergarten. Danach gehen die Kinder in den Garten und werden im Laufe des Nachmittags, bis spätestens um fünf Uhr, von den Eltern dort abgeholt. Besonders an dem Monpti Kindergarten sind die unterschiedlichen Sportangebote. Es wird hier nicht nur Vorschulunterricht und Englisch angeboten, sondern auch unterschiedliche Sportarten wie zum Beispiel Tennis, Schwimmen und Tanzen. Diese werden von externen Trainern unterrichtet und die Kinder fahren dann mit zwei Betreuern vom Kindergarten aus dort hin. Daran nehmen nicht alle Kinder teil, die anderen bleiben in der Gruppe.
Ich finde die Arbeit dort toll, da es ein vielfältiges Programm gibt und die Kinder die Möglichkeit bekommen viel auszuprobieren. Ich kann mir jeden Tag etwas Neues angucken und auch immer direkt mitmachen und den Kindern helfen.
Anders als in Deutschland gibt es hier in jeder Gruppe eine Pädagogin und eine Assistentin, diese ist der Pädagogin unterstellt und macht viel die Aufgaben die Drumherum anfallen, während die Pädagogin die Aktivitäten plant und viel organisiert. Ich finde auch interessant, diese Unterschiede zwischen den österreichischen und den deutschen Kindergärten zu sehen. Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich ein System viel besser finde.
Ich freue mich jetzt erstmal auf die nächsten zwei Wochen dort und auf die Arbeit mit den Kindern.

Am Wochenende und an den Feiertagen erkunden wir die Stadt Wien mit all ihren Sehenswürdigkeiten und haben sowohl vom Stephansdom als auch vom Riesenrad auf dem Prater schon Wien von oben gesehen, sowohl bei Nacht als auch bei guter Sicht am Tag. Außerdem waren wir schon an der Donau, haben das Schloss Belvedere besucht und das Hundertwasserhaus gesehen. Besonders schön fand  ich aber definitiv den Ausblick auf die Stadt, vor allem bei Nacht war diese wunderschön. Wir unternehmen auch einmal in der Woche etwas mit den Betreuern vom Amadeus-Verein und haben uns schon das Parlament und die UNO-City angesehen und bei den Führungen viel interessantes erfahren.

Wien ist eine wunderschöne, sehr vielfältige Stadt und ich freue mich in den nächsten zwei Wochen noch viel zu unternehmen, mir noch viel anzuschauen und im Kindergarten zu arbeiten.

Baba (Tschüss),
Katharina

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